Bad Liebenzell
Von Götz Bechtle
Eine doppelte Premiere gab es am 22. März in Bad Liebenzell: Im Rahmen des ersten „Bad Liebenzeller Gesprächs aus dem SOPHI PARK“ hatte der Kreisseniorenrat Calw (KSR) zu seinem ersten diesjährigen Fachtag in den Spiegelsaal eingeladen. Dieser Fachtag stand unter dem Thema „Alter – Mensch – Philosophie“ und hatte mit rund 140 höchst interessierten Teilnehmern einen unerwartet großen Zulauf. Dies hing sicher nicht zuletzt mit dem Referenten, Prof. Dr. Hans-Werner Wahl zusammen, der eine andere Sicht auf das Altern aufzeigte.
Den Auftakt des mehrstündigen Gesamtprogramms mit Vortrag und Führung durch den SOPHI PARK bildete allerdings die Begrüßung durch Hansjörg Hummel, Vorsitzender des Kreisseniorenrats, der sich über das große Interesse der Fachtagsbesucher freute und gleichzeitig den Schirmherrn, Landrat Helmut Riegger, entschuldigte, der ebenso wie seine engsten Mitarbeiter wegen eines dringenden Termins an der Teilnahme verhindert war.
Ines Veith, Stiftungsgründerin und Kuratorin des SOPHI PARKS, hatte diese Premiere gemeinsam mit Günther Wallburg vorbereitet und organisiert. Ihr Dank galt den Sponsoren, die diese Veranstaltung durch ihre Unterstützung ermöglicht hatten. Das Thema dieses Nachmittags, so Veith, sei spannend, und schon Cicero habe sich damit beschäftigt, der meinte „Alt werden passiert uns jeden Tag, ganz umsonst.“
„Im schönsten Saal des Kreises,“ so Bürgermeister Dietmar Fischer, hieß er die Besucher der Veranstaltung willkommen und gab einen Einblick in das Entstehen des SOPHI PARKS als Ergänzung des Kurparks entlang der Nagold.
Mit einem Zwiegespräch leiteten Marianne Ottmar und Günther Wallburg über zum eigentlichen Thema und stellten abschließend die „Gretchenfrage“: „Ab wann ist man alt?“ Wer nun erwartet hatte, auf diese Frage eine klare Antwort zu erhalten, wurde enttäuscht, denn „zwischen Tretroller und Rollator“ altert man ständig.
„Neue Befunde der psychologischen Alternsforschung zeigen Beiträge auf zum positiven Altern,“
betonte Prof. Dr. Hans-Werner Wahl in der Einleitung zu seinem Referat, schließlich habe sich in den letzten 100-120 Jahren das Lebensalter verdoppelt. „Altern,“ so Wahl, „begegnet uns heute in vielfacher Weise neu, wir müssen es neu denken, ob wir wollen oder nicht!“ Die neue Vielfalt des Alterns („Grey is beautiful“ oder „Power-Grey“) sei eine Erfolgsstory mit Risiken, auch weil die „Älteren“ eine durchaus facettenreiche Gruppe seien. „Wir haben eine lange und sichere Lebenserwartung!“ Die „Alten“ sind meist körperlich und geistig erstaunlich gesund, bereichern die Kultur, bilden positive Kohorteneffekte (Familie!) und sind ein wichtiger Marktfaktor. Ein schwierigeres Terrain sei jedoch die Hochaltrigkeit!
Altern beginne im Kopf, betonte Wahl. Die immer noch herrschende Alterssichtweise habe viele subjektive und negative Altersbilder, die schadeten. Wichtig sei das Wohlfühlen und die Emotionen, dann bleibe die Lebenszufriedenheit stabil. Die Informationsgeschwindigkeit gehe zurück, dafür steigerten sich jedoch die verbalen Fähigkeiten und das Erfahrungswissen. Wichtig seien außerdem soziale Bindungen, also Familie und Freunde zu haben und in Gruppierungen aktiv zu sein.
30% der über Siebzigjährigen bezeichnen sich selbst als einsam, aber bei jungen Menschen sei dies kaum anders. Nachlassende Lerngeschwindigkeit bedeute nicht, Neues nicht mehr zu lernen oder abzulehnen.
Wichtig im Alter sei das Wohnen und der Bezug zur Mobilität, beide würden Geborgenheit gebe. Deshalb sollte die Wohnwelt angepasst, und bei Hilfsbedürftigkeit andere Wohnformen gewählt werden, was oft unterschätzt würde. Auch die Rolle von neuen Technologien in Form von Assistenzsystemen für die Selbständigkeit im Alter dürfe nicht unterschätzt werden. Wahl: „Ältere müssen Teil der Digitalisierung werden!“
Was sind die Erwartungen für die Zukunft? Klar erkennen sollte man, dass das Alter eine lange Zeit von relativ behinderungsfreien Jahren bringe, aber auch eine Zeit der Pflegebedürftigkeit, die man auch akzeptieren müsse. Diese Entwicklung bis ins hohe Alter verlaufe jedoch nicht gleichförmig, sondern könne von uns selbst gestaltbar gemacht werden. Wahl erklärt das „dritte, vierte und fünfte“ Alter so: „Auch Gesundheit im späten Leben verläuft in Phasen. Nach einer heute weitgehend beschwerdefreien Phase des Dritten Alters erleben wir im Vierten meist eine Häufung von Krankheiten und Funktionseinbußen, die im Fünften Alter immer stärker in einen Sterbeprozess übergeht.“
Um die Macht und die Ohnmacht des Älterwerdens möglichst erfolgreich zu beeinflussen empfiehlt Wahl, nicht nach einer allgemeingültigen Definition von erfolgreichem Altern zu suchen. Wichtige Faktoren könnten sein: hohes Engagement im Alltag, hohe geistige Leistungsfähigkeit, vielseitige körperliche Bewegung (150 Minuten Gehen kostet nichts!), Offenheit gegenüber Neuem und Veränderungen, Erhalt von sozialen Netzwerken (Familie, Freunde, Nachbarn, Wohnort) und Kompensation von Beeinträchtigungen.
Wahl zum Ende seines Vortrags: „Sind wir also wirklich unseres Alterns Schmied? Die Antwort ist ein klares Jein!“ Und er bezeichnet dies als durchaus ermutigend, da die Menschen selbst Gestalter des eigenen Alterns sein können, wobei es natürlich Grenzen gebe.
Dass solch ein Vortrag viele Fragen aufwirft zeigte ich anschließend in einer Reihe von Wortmeldungen und Anmerkungen zu Weltanschauung, Religion, Spiritualität, Einsamkeit und Tod, wobei immer wieder die Frage auftauchte „Wann ist der Mensch alt?“
Die Ausführungen von Prof. Wahl gaben zwar keine endgültigen Antworten, er wies außerdem darauf hin, dass man wahrscheinlich in zwei oder drei Jahrzehnten wieder anders denke. Jedoch gab sein Vortrag Anstöße, über seine eigene Befindlichkeit im Alter erneut nachzudenken, auch um Vorurteile gegenüber sich und anderen zu verändern oder abzubauen.
Nach einer erholsamen Kaffeepause schlossen sich vier Führungen durch den im letzten Jahr eröffneten SOPHI PARK an, der sich an den Kurpark anschließt. SOPHI steht als Abkürzung für Soft Philosophy, denn im SOPHI PARK wird Philosophie visualisiert und vor allem erlebbar gestaltet.
Als ausgezeichnete Erklärer führten Ines Veith, Günther Wallburg, Ursula Odinius und Ernst Heeskens die vier Besuchergruppen in die Philosophie und den Sinn dieser Parkanlage ein. Es war sozusagen ein Rundgang durch 2500 Jahre philosophische Gedanken, leider noch nicht blühender Pflanzen, sowie Kunstwerken, die teilweise begangen werden konnten und zum Nachdenken anregten.
Zuerst einmal ist es für den Besucher unklar, was ein schöner Park direkt mit Philosophie zu tun hat. Jedoch mit der Begehung und der dazu gehörenden Besinnung auf sich selbst, wurde es den Teilnehmern bewusst, dass man auch den eigenen Lebensweg dadurch besser erklären und verstehen kann. Philosophie ist die Liebe zur Weisheit, und im SOPHI PARK kann man dies richtig gehend erleben. Es ist ein Spaziergang durch die Welt der Philosophie, eine Art Zeitreise von der Antike über das Mittelalter und die Renaissance bis zur Aufklärung und der Moderne. Eingefügt sind dabei die Denker der Region, unter anderen Hermann Hesse, Johannes Reuchlin, Maria von der Linden, Dietrich Bonnhoeffer oder Udo Lindenberg, es gibt einen Platz für Kinder (Spielplatz) und einen Platz für die Erwachsenen (Bouleplatz).
In den philosophischen Zitaten offenbaren sich den Besuchern Gedanken zu den vier wichtigsten Grundwerten der freien Zivilisation, dies sind Achtung der Menschenrechte, Freiheit des Individuums, Wettbewerb der Ideen und Demokratie & Rechtsstaatlichkeit.
Die Kunstwerke stammen von ganz unterschiedlichen Künstlern, die ihre eigenen Ansichten zu philosophischen Gedanken hier in Form brachten: So erklärte bei der Begehung Brigitte Bernert das von ihr geschaffene „Tor zur Antike,“ das gedankliche und räumliche Verbindung zum Apollo-Tempel von Delphi darstellt. Der in der Region bekannte Künstler Lothar Hudy stellt mit seinem wurzelartig geformten Metallkunstwerk sozusagen eine der wichtigsten Lebensweisheiten dar: „Getrennt wurzeln, jedoch gemeinsam wachsen und leben!“ Oder die auf den Schultern stehende kopflose Marmorskulptur von Clavigo R. Lampart „Erwachen,“ die den Kopf mit den Füßen bewegen zu scheint.
In zehn Themenfeldern und zahlreichen Schau- und Staunobjekten findet man beim Rundgang auf Acryltafeln rund 100 populäre Weisheiten, wie „Im Mittelweg findet sich das glücklichste Leben“ von Aristoteles, oder Schopenhauers Aussage „Der Friede beginnt im eigenen Haus!“
Leider noch nicht in blühendem Zustand waren die rund 4.300 Stauden und Rosen aus der Sulzburger Staudengärtnerei Gräfin von Zeppelin, die im Sommer dem SOPHI PARK natürliche Farbe und einen herrlichen Blütenschmuck verleihen.
Der SOPHI PARK, dies zeigte der Rundgang deutlich, ist eine Attraktion für Bad Liebenzell und den Schwarzwald, und darüber hinaus ein Anziehungspunkt, nicht nur für philosophisch interessierte Kreise. Er ist ein besonderer geistig-kultureller Erlebnispark für jedermann, der sich quasi „nebenher“ auf durchaus vergnügliche Art und Weise weiterbilden will.
Den herzlichen Dank an die Damen und Herrn, welche den Fachtag mitorganisiert und durch den SOPHI PARK geführt hatten, übermittelte beim Abschlussempfang mit Imbiss im Wappensaal der Vorsitzende des Kreisseniorenrats Hansjörg Hummel, der sich sehr zufrieden über diesen erfolgreichen Fachtag zeigte.
01 Im Gespräch: Ines Veith, Prof. Dr. Hans-Werner Wahl, Marianne Ottmar, Günther Wallburg und Hansjörg Hummel.
03 Sehr gut besucht war der Vortrag „Die neue Psychologie des Alterns“ von Prof. Dr. Hans-Werner Wahl, Heidelberg.
05 Ines Veith (links vorne) erklärt den Teilnehmern des Fachtags beim Rundgang im SOPHI PARK den Sinn der Skulptur „Erwachen“ von Clavigo R. Lampart.
08 Hans-Werner Wahl beim Signieren seines Buches für Ines Veith (l), hinter dem Tisch Marianne Ottmar
Fotos: Bechtle
Bad Liebenzell
Von Götz Bechtle
Eine doppelte Premiere gab es am 22. März in Bad Liebenzell: Im Rahmen des ersten „Bad Liebenzeller Gesprächs aus dem SOPHI PARK“ hatte der Kreisseniorenrat Calw (KSR) zu seinem ersten diesjährigen Fachtag in den Spiegelsaal eingeladen. Dieser Fachtag stand unter dem Thema „Alter – Mensch – Philosophie“ und hatte mit rund 140 höchst interessierten Teilnehmern einen unerwartet großen Zulauf. Dies hing sicher nicht zuletzt mit dem Referenten, Prof. Dr. Hans-Werner Wahl zusammen, der eine andere Sicht auf das Altern aufzeigte.
Den Auftakt des mehrstündigen Gesamtprogramms mit Vortrag und Führung durch den SOPHI PARK bildete allerdings die Begrüßung durch Hansjörg Hummel, Vorsitzender des Kreisseniorenrats, der sich über das große Interesse der Fachtagsbesucher freute und gleichzeitig den Schirmherrn, Landrat Helmut Riegger, entschuldigte, der ebenso wie seine engsten Mitarbeiter wegen eines dringenden Termins an der Teilnahme verhindert war.
Ines Veith, Stiftungsgründerin und Kuratorin des SOPHI PARKS, hatte diese Premiere gemeinsam mit Günther Wallburg vorbereitet und organisiert. Ihr Dank galt den Sponsoren, die diese Veranstaltung durch ihre Unterstützung ermöglicht hatten. Das Thema dieses Nachmittags, so Veith, sei spannend, und schon Cicero habe sich damit beschäftigt, der meinte „Alt werden passiert uns jeden Tag, ganz umsonst.“
„Im schönsten Saal des Kreises,“ so Bürgermeister Dietmar Fischer, hieß er die Besucher der Veranstaltung willkommen und gab einen Einblick in das Entstehen des SOPHI PARKS als Ergänzung des Kurparks entlang der Nagold.
Mit einem Zwiegespräch leiteten Marianne Ottmar und Günther Wallburg über zum eigentlichen Thema und stellten abschließend die „Gretchenfrage“: „Ab wann ist man alt?“ Wer nun erwartet hatte, auf diese Frage eine klare Antwort zu erhalten, wurde enttäuscht, denn „zwischen Tretroller und Rollator“ altert man ständig.
„Neue Befunde der psychologischen Alternsforschung zeigen Beiträge auf zum positiven Altern,“
betonte Prof. Dr. Hans-Werner Wahl in der Einleitung zu seinem Referat, schließlich habe sich in den letzten 100-120 Jahren das Lebensalter verdoppelt. „Altern,“ so Wahl, „begegnet uns heute in vielfacher Weise neu, wir müssen es neu denken, ob wir wollen oder nicht!“ Die neue Vielfalt des Alterns („Grey is beautiful“ oder „Power-Grey“) sei eine Erfolgsstory mit Risiken, auch weil die „Älteren“ eine durchaus facettenreiche Gruppe seien. „Wir haben eine lange und sichere Lebenserwartung!“ Die „Alten“ sind meist körperlich und geistig erstaunlich gesund, bereichern die Kultur, bilden positive Kohorteneffekte (Familie!) und sind ein wichtiger Marktfaktor. Ein schwierigeres Terrain sei jedoch die Hochaltrigkeit!
Altern beginne im Kopf, betonte Wahl. Die immer noch herrschende Alterssichtweise habe viele subjektive und negative Altersbilder, die schadeten. Wichtig sei das Wohlfühlen und die Emotionen, dann bleibe die Lebenszufriedenheit stabil. Die Informationsgeschwindigkeit gehe zurück, dafür steigerten sich jedoch die verbalen Fähigkeiten und das Erfahrungswissen. Wichtig seien außerdem soziale Bindungen, also Familie und Freunde zu haben und in Gruppierungen aktiv zu sein.
30% der über Siebzigjährigen bezeichnen sich selbst als einsam, aber bei jungen Menschen sei dies kaum anders. Nachlassende Lerngeschwindigkeit bedeute nicht, Neues nicht mehr zu lernen oder abzulehnen.
Wichtig im Alter sei das Wohnen und der Bezug zur Mobilität, beide würden Geborgenheit gebe. Deshalb sollte die Wohnwelt angepasst, und bei Hilfsbedürftigkeit andere Wohnformen gewählt werden, was oft unterschätzt würde. Auch die Rolle von neuen Technologien in Form von Assistenzsystemen für die Selbständigkeit im Alter dürfe nicht unterschätzt werden. Wahl: „Ältere müssen Teil der Digitalisierung werden!“
Was sind die Erwartungen für die Zukunft? Klar erkennen sollte man, dass das Alter eine lange Zeit von relativ behinderungsfreien Jahren bringe, aber auch eine Zeit der Pflegebedürftigkeit, die man auch akzeptieren müsse. Diese Entwicklung bis ins hohe Alter verlaufe jedoch nicht gleichförmig, sondern könne von uns selbst gestaltbar gemacht werden. Wahl erklärt das „dritte, vierte und fünfte“ Alter so: „Auch Gesundheit im späten Leben verläuft in Phasen. Nach einer heute weitgehend beschwerdefreien Phase des Dritten Alters erleben wir im Vierten meist eine Häufung von Krankheiten und Funktionseinbußen, die im Fünften Alter immer stärker in einen Sterbeprozess übergeht.“
Um die Macht und die Ohnmacht des Älterwerdens möglichst erfolgreich zu beeinflussen empfiehlt Wahl, nicht nach einer allgemeingültigen Definition von erfolgreichem Altern zu suchen. Wichtige Faktoren könnten sein: hohes Engagement im Alltag, hohe geistige Leistungsfähigkeit, vielseitige körperliche Bewegung (150 Minuten Gehen kostet nichts!), Offenheit gegenüber Neuem und Veränderungen, Erhalt von sozialen Netzwerken (Familie, Freunde, Nachbarn, Wohnort) und Kompensation von Beeinträchtigungen.
Wahl zum Ende seines Vortrags: „Sind wir also wirklich unseres Alterns Schmied? Die Antwort ist ein klares Jein!“ Und er bezeichnet dies als durchaus ermutigend, da die Menschen selbst Gestalter des eigenen Alterns sein können, wobei es natürlich Grenzen gebe.
Dass solch ein Vortrag viele Fragen aufwirft zeigte ich anschließend in einer Reihe von Wortmeldungen und Anmerkungen zu Weltanschauung, Religion, Spiritualität, Einsamkeit und Tod, wobei immer wieder die Frage auftauchte „Wann ist der Mensch alt?“
Die Ausführungen von Prof. Wahl gaben zwar keine endgültigen Antworten, er wies außerdem darauf hin, dass man wahrscheinlich in zwei oder drei Jahrzehnten wieder anders denke. Jedoch gab sein Vortrag Anstöße, über seine eigene Befindlichkeit im Alter erneut nachzudenken, auch um Vorurteile gegenüber sich und anderen zu verändern oder abzubauen.
Nach einer erholsamen Kaffeepause schlossen sich vier Führungen durch den im letzten Jahr eröffneten SOPHI PARK an, der sich an den Kurpark anschließt. SOPHI steht als Abkürzung für Soft Philosophy, denn im SOPHI PARK wird Philosophie visualisiert und vor allem erlebbar gestaltet.
Als ausgezeichnete Erklärer führten Ines Veith, Günther Wallburg, Ursula Odinius und Ernst Heeskens die vier Besuchergruppen in die Philosophie und den Sinn dieser Parkanlage ein. Es war sozusagen ein Rundgang durch 2500 Jahre philosophische Gedanken, leider noch nicht blühender Pflanzen, sowie Kunstwerken, die teilweise begangen werden konnten und zum Nachdenken anregten.
Zuerst einmal ist es für den Besucher unklar, was ein schöner Park direkt mit Philosophie zu tun hat. Jedoch mit der Begehung und der dazu gehörenden Besinnung auf sich selbst, wurde es den Teilnehmern bewusst, dass man auch den eigenen Lebensweg dadurch besser erklären und verstehen kann. Philosophie ist die Liebe zur Weisheit, und im SOPHI PARK kann man dies richtig gehend erleben. Es ist ein Spaziergang durch die Welt der Philosophie, eine Art Zeitreise von der Antike über das Mittelalter und die Renaissance bis zur Aufklärung und der Moderne. Eingefügt sind dabei die Denker der Region, unter anderen Hermann Hesse, Johannes Reuchlin, Maria von der Linden, Dietrich Bonnhoeffer oder Udo Lindenberg, es gibt einen Platz für Kinder (Spielplatz) und einen Platz für die Erwachsenen (Bouleplatz).
In den philosophischen Zitaten offenbaren sich den Besuchern Gedanken zu den vier wichtigsten Grundwerten der freien Zivilisation, dies sind Achtung der Menschenrechte, Freiheit des Individuums, Wettbewerb der Ideen und Demokratie & Rechtsstaatlichkeit.
Die Kunstwerke stammen von ganz unterschiedlichen Künstlern, die ihre eigenen Ansichten zu philosophischen Gedanken hier in Form brachten: So erklärte bei der Begehung Brigitte Bernert das von ihr geschaffene „Tor zur Antike,“ das gedankliche und räumliche Verbindung zum Apollo-Tempel von Delphi darstellt. Der in der Region bekannte Künstler Lothar Hudy stellt mit seinem wurzelartig geformten Metallkunstwerk sozusagen eine der wichtigsten Lebensweisheiten dar: „Getrennt wurzeln, jedoch gemeinsam wachsen und leben!“ Oder die auf den Schultern stehende kopflose Marmorskulptur von Clavigo R. Lampart „Erwachen,“ die den Kopf mit den Füßen bewegen zu scheint.
In zehn Themenfeldern und zahlreichen Schau- und Staunobjekten findet man beim Rundgang auf Acryltafeln rund 100 populäre Weisheiten, wie „Im Mittelweg findet sich das glücklichste Leben“ von Aristoteles, oder Schopenhauers Aussage „Der Friede beginnt im eigenen Haus!“
Leider noch nicht in blühendem Zustand waren die rund 4.300 Stauden und Rosen aus der Sulzburger Staudengärtnerei Gräfin von Zeppelin, die im Sommer dem SOPHI PARK natürliche Farbe und einen herrlichen Blütenschmuck verleihen.
Der SOPHI PARK, dies zeigte der Rundgang deutlich, ist eine Attraktion für Bad Liebenzell und den Schwarzwald, und darüber hinaus ein Anziehungspunkt, nicht nur für philosophisch interessierte Kreise. Er ist ein besonderer geistig-kultureller Erlebnispark für jedermann, der sich quasi „nebenher“ auf durchaus vergnügliche Art und Weise weiterbilden will.
Den herzlichen Dank an die Damen und Herrn, welche den Fachtag mitorganisiert und durch den SOPHI PARK geführt hatten, übermittelte beim Abschlussempfang mit Imbiss im Wappensaal der Vorsitzende des Kreisseniorenrats Hansjörg Hummel, der sich sehr zufrieden über diesen erfolgreichen Fachtag zeigte.
01 Im Gespräch: Ines Veith, Prof. Dr. Hans-Werner Wahl, Marianne Ottmar, Günther Wallburg und Hansjörg Hummel.
03 Sehr gut besucht war der Vortrag „Die neue Psychologie des Alterns“ von Prof. Dr. Hans-Werner Wahl, Heidelberg.
05 Ines Veith (links vorne) erklärt den Teilnehmern des Fachtags beim Rundgang im SOPHI PARK den Sinn der Skulptur „Erwachen“ von Clavigo R. Lampart.
08 Hans-Werner Wahl beim Signieren seines Buches für Ines Veith (l), hinter dem Tisch Marianne Ottmar
Fotos: Bechtle
Bad Liebenzell
Von Götz Bechtle
Eine doppelte Premiere gab es am 22. März in Bad Liebenzell: Im Rahmen des ersten „Bad Liebenzeller Gesprächs aus dem SOPHI PARK“ hatte der Kreisseniorenrat Calw (KSR) zu seinem ersten diesjährigen Fachtag in den Spiegelsaal eingeladen. Dieser Fachtag stand unter dem Thema „Alter – Mensch – Philosophie“ und hatte mit rund 140 höchst interessierten Teilnehmern einen unerwartet großen Zulauf. Dies hing sicher nicht zuletzt mit dem Referenten, Prof. Dr. Hans-Werner Wahl zusammen, der eine andere Sicht auf das Altern aufzeigte.
Den Auftakt des mehrstündigen Gesamtprogramms mit Vortrag und Führung durch den SOPHI PARK bildete allerdings die Begrüßung durch Hansjörg Hummel, Vorsitzender des Kreisseniorenrats, der sich über das große Interesse der Fachtagsbesucher freute und gleichzeitig den Schirmherrn, Landrat Helmut Riegger, entschuldigte, der ebenso wie seine engsten Mitarbeiter wegen eines dringenden Termins an der Teilnahme verhindert war.
Ines Veith, Stiftungsgründerin und Kuratorin des SOPHI PARKS, hatte diese Premiere gemeinsam mit Günther Wallburg vorbereitet und organisiert. Ihr Dank galt den Sponsoren, die diese Veranstaltung durch ihre Unterstützung ermöglicht hatten. Das Thema dieses Nachmittags, so Veith, sei spannend, und schon Cicero habe sich damit beschäftigt, der meinte „Alt werden passiert uns jeden Tag, ganz umsonst.“
„Im schönsten Saal des Kreises,“ so Bürgermeister Dietmar Fischer, hieß er die Besucher der Veranstaltung willkommen und gab einen Einblick in das Entstehen des SOPHI PARKS als Ergänzung des Kurparks entlang der Nagold.
Mit einem Zwiegespräch leiteten Marianne Ottmar und Günther Wallburg über zum eigentlichen Thema und stellten abschließend die „Gretchenfrage“: „Ab wann ist man alt?“ Wer nun erwartet hatte, auf diese Frage eine klare Antwort zu erhalten, wurde enttäuscht, denn „zwischen Tretroller und Rollator“ altert man ständig.
„Neue Befunde der psychologischen Alternsforschung zeigen Beiträge auf zum positiven Altern,“
betonte Prof. Dr. Hans-Werner Wahl in der Einleitung zu seinem Referat, schließlich habe sich in den letzten 100-120 Jahren das Lebensalter verdoppelt. „Altern,“ so Wahl, „begegnet uns heute in vielfacher Weise neu, wir müssen es neu denken, ob wir wollen oder nicht!“ Die neue Vielfalt des Alterns („Grey is beautiful“ oder „Power-Grey“) sei eine Erfolgsstory mit Risiken, auch weil die „Älteren“ eine durchaus facettenreiche Gruppe seien. „Wir haben eine lange und sichere Lebenserwartung!“ Die „Alten“ sind meist körperlich und geistig erstaunlich gesund, bereichern die Kultur, bilden positive Kohorteneffekte (Familie!) und sind ein wichtiger Marktfaktor. Ein schwierigeres Terrain sei jedoch die Hochaltrigkeit!
Altern beginne im Kopf, betonte Wahl. Die immer noch herrschende Alterssichtweise habe viele subjektive und negative Altersbilder, die schadeten. Wichtig sei das Wohlfühlen und die Emotionen, dann bleibe die Lebenszufriedenheit stabil. Die Informationsgeschwindigkeit gehe zurück, dafür steigerten sich jedoch die verbalen Fähigkeiten und das Erfahrungswissen. Wichtig seien außerdem soziale Bindungen, also Familie und Freunde zu haben und in Gruppierungen aktiv zu sein.
30% der über Siebzigjährigen bezeichnen sich selbst als einsam, aber bei jungen Menschen sei dies kaum anders. Nachlassende Lerngeschwindigkeit bedeute nicht, Neues nicht mehr zu lernen oder abzulehnen.
Wichtig im Alter sei das Wohnen und der Bezug zur Mobilität, beide würden Geborgenheit gebe. Deshalb sollte die Wohnwelt angepasst, und bei Hilfsbedürftigkeit andere Wohnformen gewählt werden, was oft unterschätzt würde. Auch die Rolle von neuen Technologien in Form von Assistenzsystemen für die Selbständigkeit im Alter dürfe nicht unterschätzt werden. Wahl: „Ältere müssen Teil der Digitalisierung werden!“
Was sind die Erwartungen für die Zukunft? Klar erkennen sollte man, dass das Alter eine lange Zeit von relativ behinderungsfreien Jahren bringe, aber auch eine Zeit der Pflegebedürftigkeit, die man auch akzeptieren müsse. Diese Entwicklung bis ins hohe Alter verlaufe jedoch nicht gleichförmig, sondern könne von uns selbst gestaltbar gemacht werden. Wahl erklärt das „dritte, vierte und fünfte“ Alter so: „Auch Gesundheit im späten Leben verläuft in Phasen. Nach einer heute weitgehend beschwerdefreien Phase des Dritten Alters erleben wir im Vierten meist eine Häufung von Krankheiten und Funktionseinbußen, die im Fünften Alter immer stärker in einen Sterbeprozess übergeht.“
Um die Macht und die Ohnmacht des Älterwerdens möglichst erfolgreich zu beeinflussen empfiehlt Wahl, nicht nach einer allgemeingültigen Definition von erfolgreichem Altern zu suchen. Wichtige Faktoren könnten sein: hohes Engagement im Alltag, hohe geistige Leistungsfähigkeit, vielseitige körperliche Bewegung (150 Minuten Gehen kostet nichts!), Offenheit gegenüber Neuem und Veränderungen, Erhalt von sozialen Netzwerken (Familie, Freunde, Nachbarn, Wohnort) und Kompensation von Beeinträchtigungen.
Wahl zum Ende seines Vortrags: „Sind wir also wirklich unseres Alterns Schmied? Die Antwort ist ein klares Jein!“ Und er bezeichnet dies als durchaus ermutigend, da die Menschen selbst Gestalter des eigenen Alterns sein können, wobei es natürlich Grenzen gebe.
Dass solch ein Vortrag viele Fragen aufwirft zeigte ich anschließend in einer Reihe von Wortmeldungen und Anmerkungen zu Weltanschauung, Religion, Spiritualität, Einsamkeit und Tod, wobei immer wieder die Frage auftauchte „Wann ist der Mensch alt?“
Die Ausführungen von Prof. Wahl gaben zwar keine endgültigen Antworten, er wies außerdem darauf hin, dass man wahrscheinlich in zwei oder drei Jahrzehnten wieder anders denke. Jedoch gab sein Vortrag Anstöße, über seine eigene Befindlichkeit im Alter erneut nachzudenken, auch um Vorurteile gegenüber sich und anderen zu verändern oder abzubauen.
Nach einer erholsamen Kaffeepause schlossen sich vier Führungen durch den im letzten Jahr eröffneten SOPHI PARK an, der sich an den Kurpark anschließt. SOPHI steht als Abkürzung für Soft Philosophy, denn im SOPHI PARK wird Philosophie visualisiert und vor allem erlebbar gestaltet.
Als ausgezeichnete Erklärer führten Ines Veith, Günther Wallburg, Ursula Odinius und Ernst Heeskens die vier Besuchergruppen in die Philosophie und den Sinn dieser Parkanlage ein. Es war sozusagen ein Rundgang durch 2500 Jahre philosophische Gedanken, leider noch nicht blühender Pflanzen, sowie Kunstwerken, die teilweise begangen werden konnten und zum Nachdenken anregten.
Zuerst einmal ist es für den Besucher unklar, was ein schöner Park direkt mit Philosophie zu tun hat. Jedoch mit der Begehung und der dazu gehörenden Besinnung auf sich selbst, wurde es den Teilnehmern bewusst, dass man auch den eigenen Lebensweg dadurch besser erklären und verstehen kann. Philosophie ist die Liebe zur Weisheit, und im SOPHI PARK kann man dies richtig gehend erleben. Es ist ein Spaziergang durch die Welt der Philosophie, eine Art Zeitreise von der Antike über das Mittelalter und die Renaissance bis zur Aufklärung und der Moderne. Eingefügt sind dabei die Denker der Region, unter anderen Hermann Hesse, Johannes Reuchlin, Maria von der Linden, Dietrich Bonnhoeffer oder Udo Lindenberg, es gibt einen Platz für Kinder (Spielplatz) und einen Platz für die Erwachsenen (Bouleplatz).
In den philosophischen Zitaten offenbaren sich den Besuchern Gedanken zu den vier wichtigsten Grundwerten der freien Zivilisation, dies sind Achtung der Menschenrechte, Freiheit des Individuums, Wettbewerb der Ideen und Demokratie & Rechtsstaatlichkeit.
Die Kunstwerke stammen von ganz unterschiedlichen Künstlern, die ihre eigenen Ansichten zu philosophischen Gedanken hier in Form brachten: So erklärte bei der Begehung Brigitte Bernert das von ihr geschaffene „Tor zur Antike,“ das gedankliche und räumliche Verbindung zum Apollo-Tempel von Delphi darstellt. Der in der Region bekannte Künstler Lothar Hudy stellt mit seinem wurzelartig geformten Metallkunstwerk sozusagen eine der wichtigsten Lebensweisheiten dar: „Getrennt wurzeln, jedoch gemeinsam wachsen und leben!“ Oder die auf den Schultern stehende kopflose Marmorskulptur von Clavigo R. Lampart „Erwachen,“ die den Kopf mit den Füßen bewegen zu scheint.
In zehn Themenfeldern und zahlreichen Schau- und Staunobjekten findet man beim Rundgang auf Acryltafeln rund 100 populäre Weisheiten, wie „Im Mittelweg findet sich das glücklichste Leben“ von Aristoteles, oder Schopenhauers Aussage „Der Friede beginnt im eigenen Haus!“
Leider noch nicht in blühendem Zustand waren die rund 4.300 Stauden und Rosen aus der Sulzburger Staudengärtnerei Gräfin von Zeppelin, die im Sommer dem SOPHI PARK natürliche Farbe und einen herrlichen Blütenschmuck verleihen.
Der SOPHI PARK, dies zeigte der Rundgang deutlich, ist eine Attraktion für Bad Liebenzell und den Schwarzwald, und darüber hinaus ein Anziehungspunkt, nicht nur für philosophisch interessierte Kreise. Er ist ein besonderer geistig-kultureller Erlebnispark für jedermann, der sich quasi „nebenher“ auf durchaus vergnügliche Art und Weise weiterbilden will.
Den herzlichen Dank an die Damen und Herrn, welche den Fachtag mitorganisiert und durch den SOPHI PARK geführt hatten, übermittelte beim Abschlussempfang mit Imbiss im Wappensaal der Vorsitzende des Kreisseniorenrats Hansjörg Hummel, der sich sehr zufrieden über diesen erfolgreichen Fachtag zeigte.
01 Im Gespräch: Ines Veith, Prof. Dr. Hans-Werner Wahl, Marianne Ottmar, Günther Wallburg und Hansjörg Hummel.
03 Sehr gut besucht war der Vortrag „Die neue Psychologie des Alterns“ von Prof. Dr. Hans-Werner Wahl, Heidelberg.
05 Ines Veith (links vorne) erklärt den Teilnehmern des Fachtags beim Rundgang im SOPHI PARK den Sinn der Skulptur „Erwachen“ von Clavigo R. Lampart.
08 Hans-Werner Wahl beim Signieren seines Buches für Ines Veith (l), hinter dem Tisch Marianne Ottmar
Fotos: Bechtle